Ein ZÜCHTER ist jemand, dem es nach Wissen dürstet und doch weiß er,
dass er nie alles wissen wird. Er ringt mit Entscheidungen zwischen
Vernunft, Herz und Verpflichtungen.
Ein ZÜCHTER opfert persönliche Interessen , Finanzen, Zeit,
Freundschaften, kostbare Möbel und wertvolle Teppiche. Er tauscht eine
Luxusreise gegen eine Ausstellung und das Erleben seines
Meerschweinchenrudels.
Ein ZÜCHTER verbringt Stunden ohne Schlaf um eine Paarung zu planen oder
mit Anspannung auf eine bevorstehende Geburt zu warten und hinter her
über jedes Niesen und Quicken zu wachen.
Ein ZÜCHTER verzichtet auf ein Galadinner, ein ach so "tolles"
Konzert usw., weil eine Geburt bevorsteht oder die kleinen Babys um
20Uhr gefüttert werden müssen.
Ein ZÜCHTER setzt sich lieber in noch ein Seminar über Meerschweinchen
oder Genetik, oder stellt seine Tiere zur Bewertung auf einer
Ausstellung vor, um noch mehr über sie und die Zucht zu lernen, als mit
Freunden einen schönen Tag oder ein Wochenende zu verbringen.
Ein ZÜCHTER übersieht die Geburtsflüssigkeiten, setzt seinen Mund auf
den des Meerschweinchens, um im wahrsten Sinne des Wortes, dem hilflosen
Neugeborenem das Leben einzuhauchen.
Der Schoß des ZÜCHTERS ist ein großartiger Platz, auf dem Generationen
von gesunden und typvollen Meerschweinchen, die mehr als nur "schön
sein" können, schlummern.
Des ZÜCHTERS Hände sind stark, fest und oft schmutzig und doch wiederum
sensibel für das Stupsen einer kleinen Nase.
Der Rücken des ZÜCHTERS ist oft krumm und buckelig von der Niedertracht
mancher Mitmenschen, die meinen Lügen über seine Tiere und ihn
verbreiten zu müssen und doch sind seine Schultern breit und stark genug, tausende
solcher Lügen mit einem stolzem Lächeln zu ertragen.
Die Arme eines ZÜCHTERS sind stark genug, gleichzeitig zu Wischen, einen
Arm voll Meerschweinchen zu tragen und eine Hand dem Anfänger zu
reichen.
Die Ohren eines ZÜCHTERS sind seltsame Gebilde, manchmal ganz Rot vom
Gerede, manchmal flach vom Telefonhörer, manchmal Taub vor Kritik und
dann wieder hellhörig für das Quicken eines Schweinchens.
Die Augen des ZÜCHTERS sind trübe vom Studieren der Ahnentafeln,
manchmal blind gegenüber den Fehlern der anderen und doch scharf in der
Wahrnehmung der eigenen Fehler. Sie sind immer auf der Suche nach der
perfekten Spezies.
Das Gehirn des Züchters ist manchmal von Gesichtern und doch
kann es seine Ahnentafeln oder Geschichten über seine geliebten Tiere
schneller wiedergeben als ein Computer. Er steckt voller Wissen, dass er jederzeit auch anderen großzügig zur Verfügung stellt.
Wer auch immer diesen Text verfasst/ und /oder ergänzt hat, dieser Autor weiß, was es
bedeutet ein ZÜCHTER zu sein.